I offizieller Teil:
Um 9:00 Uhr begann der diesjährige Landesjägertag mit dem offiziellen Teil. Zur regulären Tagesordnung, zu der u.a. die Begrüßung durch Landesjägermeister Dr. Jörg Friedmann, Grußworte von Ulms Oberbürgermeister Gunter Czisch und Aktuelles zur Jagdpolitik vom „Ministerium für Ernährung, Ländlicher Raum und Verbraucherschutz“, kam noch für viele Teilnehmer überraschender und zugleich hoher Besuch. Der im letzten Monat in Fulda neu gewählte und frisch gebackene DJV-Präsident Helmut Damman-Tamke trat seinen in dieser Funktion ersten Besuch bei einem Landesjägertag an. Diesen Besuch kann man durchaus als Erfolg verbuchen. Vom Landesjägermeister Friedmann als „Freund der immer stets willkommen sei“ bezeichnet und mit klarer Bekenntnis des Landesjagdverbandes zum DJV.
Nach den warmen Worten des Landesjägermeisters, nahm der neue DJV-Präsident das entgegengebrachte Vertrauen gleich auf und verwies auf das Verhältnis zum BJV. Dieser hatte zeitgleich, zusammen mit dem Hessischen Jagdverband, in Bad Orb (Hessen) ein Rotwildsymposium.
Mit dem Verweis, dass wir einen starken DJV und vor allem Geschlossenheit benötigen, werde er (Helmut Dammann-Tamke) sich heute noch weiter auf den Weg nach Bad Orb begeben und dort den Präsidenten des Bayerischen Jagdverbandes, Ernst Weidenbusch, treffen. Die Hoffnung des DJV- Präsidenten war, es ausloten zu können, ob man den BJV wieder unter das Dach des DJV bekommen könne, was Weidenbusch bisher stets ausgeschlossen hatte.
DJV-Präsident über den Entwurf zur Jagdgesetznovelle in RLP:
Der DJV-Präsident ging außerdem auf den Entwurf der Jagdgesetzesnovelle in Rheinland-Pfalz ein. Hier war man sich einig, dies sei ein Angriff auf die Jagd an sich und zeuge von tiefem Misstrauen gegenüber der Jägerschaft.
Man solle diesen Entwurf in die Tonne treten und lieber das Baden-Württembergische JWMG übernehmen, allerdings den Passus mit den Rotwildgebieten, meinte Landesjägermeister Friedmann.
Rotwild:
Auch beim Rotwild scheint sich etwas zu tun. Landesforstpräsident Martin Strittmatter, der den krankheitsbedingt abwesenden Peter Hauk in seiner Eigenschaft als Landwirtschaftsminister Ba-Wü vertrat , bezeichnete das Rotwild als eine Leitart bei den Wildtieren und der runde Tisch „Waldumbau und Jagd“ sei der richtige Weg. Die genetischen Herausforderungen für das Rotwild seien real und die Überlegungen dahingehend, junge wandernde Hirsche zu schonen und die Hürden auf ihren „Wanderungen“ abzubauen.
Wolf:
Beim Thema Wolf und dessen Aufnahme ins JWMG zeigten sich DJV und LJV ebenfalls einig.
Man müsse den Wolf ins JWMG aufnehmen und das Wolfs-Monitoring bundesweit in Jägerhand geben. Friedmann wendet sich hier direkt an einen der im Saal anwesenden Ehrengäste, nämlich an Herrn Pix (Grüne, AK-Vorsitzender Ernährung, Ländlicher Raum-und Verbraucherschutz): „Wir brauchen Taten anstatt Sonntagsreden, wie wir sie von Frau Lemke gehört haben. Fang- und Entnahmetrupps ohne Einbindung der Jägerschaft in unseren Revieren lehnen wir ab.“ Ein vernünftiges Entnahmekonzept müsse her und zwar ein besseres als das in Bayern!
Als Erfolg verbuchen könne man auch die Jagdzeitverlängerung des Fuchses um die zweite Februarhälfte. Diese wird durch die DVO angepasst. Auch den steigenden Beständen der Rotgans wird mit einer Jagdzeit entgegengewirkt.
Seltsamerweise hat sich bei der Verlängerung der Marderartigen und Neozonen in die zweite Februarhälfte nichts getan. Hier solle sich doch auch Herr Pix noch mal einen Ruck geben forderte Landesjägermeister Friedmann.
Nach der Jagdpolitischen Ausführung folgte ein kurzer Aufruf zum Volksantrag „Ländle leben lassen – Flächenfraß stoppen“.
Im Anschluss durften alle Anwesenden einem wirklich starken und sympathisch vorgetragenen Impulsvortrag, mit dem Thema „Lenkung von Schalenwild durch Bejagung“ von Stefan Pfefferle aus Unterjoch (Berufsjäger und akademischer Jagdwirt) beiwohnen.
Nach dem sehr informativen Vortrag gab es noch eine Podiumsdiskussion „Jagd im Spannungsfeld zwischen Freizeitnutzung und Waldumbau" (Torsten Reinwald, Pressesprecher und Stellvertretenden Geschäftsführer DJV; Gundolf Bartmann, Forstamtsleiter des Forstamtes Trier und Vizepräsident LJV RP; Stefan Pfefferle, Revierjägermeister im Revier Unterjoch und akademischer Jagdwirt;
Prof. Dr. Franz Brümmer, Kommissionsvorsitzender des Landessportverbandes BW;
Moderation: Prof. Dr. Ulrich Schraml, FVA).
II interner Teil:
Nach einem Mittagessen mit Maultaschen vom Wildschwein, der Saalräumung und erneutem Betreten des Saales nur mit Delegiertenkarte, begann bei nun mittlerweile weit über 30 Grad in der Ulmer Alb Halle der interne Teil mit der Hauptversammlung des LJV. Stimmberechtigt waren bei der Hauptversammlung nach § 19 der LJV-Satzung die Delegierten der ordentlichen und die Vertreter der außerordentlichen Mitgliedsvereine sowie die Mitglieder des LJV-Präsidiums.
Neben den üblichen Tagesordnungspunkten stand unter anderem auch die Wahl des 2. Stellv. Landesjägermeisters an. Peter Lutz, Bezirksjägermeister(Bezirk Tübingen), bewarb sich mit einer Rede für dieses Amt und wurde anschließend zum 2. Stellv. Landesjägermeister gewählt. Der Landesjagdverband BW vertritt die Interessen von über 34.000 Jägerinnen und Jäger in Baden-Württemberg.
Die Delegationen der Jägervereinigungen Baden-Württembergs, der außerordentlichen Mitglieder und der Mitglieder des LJV-Präsidiums tagen einmal jährlich an wechselnden Orten im Land. Jedes Jahr ist eine andere Jägervereinigung Gastgeber und die Bezirke wechseln ab.
Um ca. 16:30 Uhr schloss die Hauptversammlung und ein wirklich heißer, emotionaler, aber auch sehr guter, informativer Landesjägertag ging zu Ende und unsere Delegierten durften sich auf die knapp zweistündige Heimfahrt begeben.
Andreas Laupheimer
Presseobmann JV Freudenstadt